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 „Odyssee 2001, kein guter Anfang“

Januar bis April 2001

Die Folgenden Leseproben sind bereits Auszüge aus meinem Buch, dem 1. Teil von „Unter dem Key of life“ mit dem Untertitel “Weltumsegelung, der 3. Versuch”

 4. Kapitel „Zurück am Boot“

Odyssee 2001, kein guter Anfang - Ventilfeder und Sea Tow - Nach Nord, um nach Süd zu kommen - Hafen der Verlierer

Odyssee 2001, kein guter Anfang

Montag 1. Jänner 2001 Wir hatten mit "erster Reihe Fußfrei" um Mitternacht rundherum eine Menge großer Feuerwerke und somit ein gigantisches Schauspiel bei Rekordtief von 8° aber wunderschön klares Wetter und innen im Boot, dank unseres Ofen, kuschelig warm und wir rutschten mit einer "Picolo Flasche Sekt" um 4.- Dollar ins neue Jahrtausend!!! Bei unseren Freunden in Oberösterreich, wo wir sonst unseren Silvester verbringen, kann es auch nicht viel kälter gewesen sein, oder doch? Jedenfalls gab es genug Schaden an den Orangenbäumen im Landesinneren von Florida, was aber hier nicht zu bemerken ist, denn sonderbarerweise sind alle Orangen die man hier kauft entweder aus Kalifornien oder Israel, obwohl hier kilometerweise Orangenbäume angebaut sind! 

Ventilfeder und Sea Tow

 Mittwoch 10. Jänner 2001 Wir haben wir genug von Miami und segeln 15 angenehme Seemeilen bis Elliot Key wo wir in der Bucht weit weg von den Moskitos den Anker setzen[1] und eine schöne und vor allem ruhige Nacht verbringen! Nach langem endlich wieder ohne Polizeisirenen und dem Grundgeräusch von Miami! Am Donnerstag ist kein Wind und wir  motoren den ICW in Richtung Süd, was an sich ganz gut ist da unsere Batterien wieder voll werden und die Maschine wieder mal auf Touren laufen kann und der Ruß abgebaut wird!

Wir laufen wieder durch den Card Sound und haben an STB kurz vor Card Point die Auslaßkanäle vom Kühlwasser des Atomkraftwerks Turkey Point. Solange kein Schaden an den Reaktoren ist, sollte das Wasser ja in keinem Fall schädlich sein aber es ist warm. Diesmal hat es ausnahmsweise wenigstens einen großen Nutzen für die Tierwelt. Im Winter kann man beim Kanalausgang wo das warme Kühlwasser in den Card Sound strömt, relativ viel Manatees[2] beobachten. Diesmal waren die Manatees durch den Kälteeinbruch bereits stark gefährdet, denn das Wasser in den Keys und vor allem weiter nördlich, wurde zu kalt und die Manatees fast bewegungslos und nicht mehr fähig Nahrung aufzunehmen. Deshalb wurden sie von den Tierschützern eingefangen und hier in den Card Sound gebracht wo das Wasser warm genug ist und sie wieder am Grund das Seegras abfressen konnten. Es ist wirklich lustig und interessant sie zu beobachten, wenn sie am Grund auf ihrem Schwanz sitzen und fressen. Sie sind natürlich voll unter Naturschutz und es gibt viele Bereiche des ICW die als „Manatee Zone“ bezeichnet sind und ein Geschwindigkeitslimit haben an das sich aber fast keines von den Motorbooten hält und deshalb jährlich hunderte Tiere verletzt und getötet werden. 

Am Freitag den 12. Jänner 2001, haben wir Morgens wieder strahlenden Himmel mit 25° im Schatten wie man es normalerweise hier gewohnt ist und ich checke das Öl im Motor und da der Motor in letzter Zeit sehr lange zum Anspringen gebraucht hatte und etwas mehr rauchte als gewöhnlich nehme ich, mit einer Vorahnung im Kopf, die Ventildeckel ab.......!!

Ich traute meinen Augen nicht, aber beim hinteren Zylinder war die Feder des Einlaßventils gebrochen!!!!!! Dies war der Zylinderkopf den Claus von Volvo Penta ebenfalls geprüft hatte und sogar eine gebrochene Feder ausgetauscht hat und wir knapp 20.000.- ATS bezahlt haben!!! Mich wundert es immer weniger, daß bei diesem "Service" und den "Spezialisten" gegen die man normalerweise keine Chance hat, die Leute anfangen "Amok" zu laufen!! Da ich ja vorsichtshalber von Luckys Hof, aus dem alten Motor die Zylinder und die Köpfe ausgebaut habe und als Reserve mitgenommen, konnte ich von einem der alten Zylinderköpfe eine Feder ausbauen und mit Gabis Unterstützung machten wir uns daran die Feder in unseren Motor einzubauen! Mit viel Kraft schaffte ich die Feder runterzudrücken und Gabriela konnte, nachdem ich Ihr genau erklärte wie und was sie zu tun hat, die Keile am Ventilschaft in die richtige Position bringen! Gut das man beim Volvo Penta das schafft wenn der Kolben an oberer Position steht, bei manch anderen Motoren muß man die Zylinderköpfe ausbauen, und das wäre etwas problematischer geworden und sicher nicht so schnell repariert gewesen. Der Motor ist sofort wieder angesprungen und sogar die Ventile paßten beim warmen Motor noch genau und ich ersparte mir sogar die Ventile einzustellen!!

Glück im Unglück, so gesehen, wenn das Ventil reingefallen wäre dann hätte es anders aussehen können, Kolben im „Eimer“ usw. Nun der Motor läuft wieder gut und wenn das Wetter paßt gehen wir morgen weiter in Richtung Key West! Ich möchte eigentlich gar nicht daran denken, was wäre wenn wir nicht alles selber machen könnten? Wir könnten uns die "Kugel" geben und hätten schon längst das Boot wieder verkaufen müssen, wenn es allerdings so weitergeht fehlt nicht mehr viel bis dahin! 

Nach dem Motto: "Nichts Negatives ohne einer Positiven Seite!"

Es war mir noch immer nicht „Warnung“ genug und um 1250 nehmen wir wieder weiter Kurs durch den ICW tiefer nach Süd in die Florida Bay und in den "Everglades Nationalpark". Ich weiß von meinen neuen Karten, daß wir ein paar "flache" Stellen zu passieren haben, da ich aber der Aussage von unseren "erfahrenen Freunden" noch immer vertraute, daß es im ICW sowieso tief genug ist und halt immer in der Mitte bleiben muß, und außerdem, selbst bei Stellen von 4.5 Fuß hätten wir bei Hochwasser noch genügend Wasser unterm Kiel da der Tidenhub ja mindestens 3 Fuß beträgt. Nur leider weiß niemand so genau in welchen Sound die Flut einsetzt und manchmal ist zwischen zwei "Sounds" ein Unterschied von fast drei Stunden! In der Hoffnung es noch bis zu unserem nächsten Ankerplatz zu schaffen gehen wir weiter. Wir spüren ein paarmal leichte Grundberührung wo wir im ICW den Schlamm aufwühlen, haben aber sonst  kein einziges mal Probleme in den Creeks! Leider werden wir öfters gezwungen die ideale Mittellinie zu verlassen da zeitweise duzende  Bojen von "Hummer Fallen" mitten im ICW ausgelegt sind! Für was hier die Coast Guard oder die Park Ranger zuständig sind, außer Strafen für "Grundberührung" zu verteilen ist mir auch nicht ganz klar? Manchmal muß man höllisch aufpassen und einen "Zick Zack" Kurs fahren um keine Bojenleine in den Propeller zu bekommen. Eigentlich wäre es das Selbe wenn man auf einer Hauptstrasse in der Mitte "Bärenfallen" aufstellen würde, nur kann man im ICW nicht mal die Spur wechseln ohne gleich fest zu sitzen! „IIII“

Um 1640 ca. 0,4 SM vor dem Marker 80, nördlich von "Cotton Key" laufen wir "mitten" im Fahrwasser des ICW wieder auf Grund, aber diesmal ist es sicher kein Schlamm sondern mit Gras bewachsener felsiger Grund![3] Für unseren Kiel der ja auch aus "Stahlbeton" ist, sicher kein Problem aber sicher nicht gerade "lustig" vor allem wenn stärkere Wellen wären, könnte es sehr unangenehm für uns sein wenn wir in den Boden gestampft werden. Ich verliere somit keine Zeit als ich feststelle, daß wir mit eigener Kraft sicher nicht von dieser Stelle freikommen und rufe über VHF  Kanal 16 "Sea Tow"! Erst nach 20 Minuten bekomme ich die erste Antwort vom Sea Tow Stützpunkt, ich weiß nicht mehr ob es Key Largo oder Islamorada war, man verspricht mir das sofort einer ihrer "Kapitäne" mit mir Kontakt aufnehmen würde. Nach 30 Minuten hat noch immer niemand zurückgerufen aber dafür kommt ein Boot von der "Marine Patrole" mit einem Park Ranger längsseits und fragt was wir für Probleme haben obwohl er sicher den ganzen Funkverkehr mit Sea Tow mitgehört hat. Eigentlich fuhr er mal voll an uns vorbei um eine Peilung vom nächsten Marker zurück zu machen um zu sehen ob wir aus dem Kanal des ICW draußen sind! Er war sehr freundlich und sagte mir, wenn ich außerhalb des ICW gewesen wäre hätte ich 1000.- Dollar Strafe zahlen müssen, für den Schaden den ich im Nationalpark anrichte, obwohl hier innen fast keine Korallen oder so was ist, sondern nur Seegras, Schlamm oder Felsen! Das rundherum um uns wieder mehrere Bojen von "Hummerfallen" auch mitten im Fahrwasser ausgelegt sind, berührt ihn allerdings nicht sehr! Allerdings ist es nicht leicht hier die Mittellinie des Fahrwassers auszumachen da die Marker über 2 SM auseinander stehen und man, auch wenn man genauen Kurs fährt, von der Strömung versetzt wird, somit kann man hier nicht genau sagen, wo die Mitte des Fahrwassers ist.

Ich höre wie er am Telephon sagt, daß er uns auf jeden Fall 1200.- Dollar verrechnen wird, weil ein "Stahlbeton" Boot kann gar nicht "soft aground"[4] laufen und somit sind wir seiner Meinung "hard onground"[5] und das ist nicht als freies Service für Sea Tow Mitglieder, sondern kostet extra 1200.- Dollar!! Ich bin nahe daran mich "unglücklich" zu machen und sage ihm, daß ich nicht daran denke auch nur einen Cent zu bezahlen und das es eine Frechheit ist uns 21 Stunden warten zu lassen und andere Boote vor uns runter zu holen und dann noch kassieren wollen! Ich sage ihm, relativ laut und knapp davor ihn zu erwürgen, daß ich Sea Tow verklagen, und sicher nichts bezahlen werde! Vor allem, daß er so lange gewartet hat bis das Wasser wieder abläuft. Darauf hin telefoniert er wieder mit jemanden und fängt dann an ein anderes Formular auszufüllen und läßt mich unterschreiben, daß er für eventuelle Schäden am Rumpf beim Abbergemanöver nicht verantwortlich ist!!!

Dazu hier eine Erklärung was die in Ihren Verträgen unter "weich auf Grund gelaufen" verstehen.

Hier kurz die Punkte für "Soft Aground":

1. The vessel is not in immediate peril.

( Das Boot ist in keiner unmittelbaren Gefahr )

2. The vessel is surrounded by water on all sides.

( Das Boot ist von allen Seiten mit Wasser umgeben )

3. The vessel has some movement (i.e. rocking).

( Das Boot bewegt sich noch irgendwie )

4. The vessel can be refloated in 15 minutes or less by one Sea Tow boat.

( Das Boot kann innerhalb von 15 Minuten von "einem" Sea Tow Boot runtergezogen werden)

Diese Punkte sind beide Male auf uns zugetroffen, sogar nachdem sie gewartet haben bis das Wasser wieder zurückging!!!

Vor allem müssen wir nicht all zu fest aufgesessen sein, sonst hätten wir uns nicht mit eigener Kraft ein paar mal selber freikämpfen können, wir haben ja doch nur 25 PS aber 20 Tonnen! Das er so lange gewartet hat bis das Wasser schon wieder am ablaufen ist, ist sicher auch nicht unsere Schuld, von dem mal abgesehen, daß er uns in der Nacht überhaupt "hängen", oder „sitzen“ ließ, im wahrsten Sinne des Wortes! Hätte uns Sea Tow rechtzeitig geholfen, wären wir auch nicht von den Motorbooten in die Schräglage gebracht worden!

Beim Motor habe ich die Ventildeckel nochmals runtergenommen und die Ventilfedern kontrolliert, sie waren "Beyer sei Dank" in Ordnung. Den Seewasserfilter habe ich auch gereinigt, der durch das aufwühlen des Wassers beim Versuch freizukommen viel Dreck eingesaugt hatte und fast zu war! Nun ist die Motortemperatur wieder in Ordnung, was mich doch beruhigt. Ich bin eigentlich schon "verrückt" genug, aber wenn ich von diesem Land nicht bald wegkomme, drehe ich total durch, hier ist es für einen Europäer nicht auszuhalten, wie die jemals auf den Mond gekommen sind, frage ich mich immer wieder!

Jetzt startet "Cimberly und Clark" eine 41 Millionen Dollar Werbekampagne für so was ähnliches wie "Hackle Feucht" da bis jetzt ein "feuchtes Klopapier" noch nicht bis hierher durchgedrungen ist! Im Fernsehen habe ich hier in einer Woche mehr Werbung für alle Arten von "Medikamenten" gesehen, als vorher in meinem ganzen Leben! Leider haben sie für die Leute hier noch keine Medikamente für den Kopf, die spinnen die Amis!! Eines ist sicher, dieses Volk ist "krank"! „IIII“ Ich weiß nicht wie ich es den Österreichern klar machen kann, daß wir am besten Weg sind auch in diese Richtung zu tendieren! Das hier überhaupt etwas funktioniert, ist mir sowieso unverständlich, daß sie die Stimmen bei der Präsidentenwahl ganz einfach überhaupt nicht mehr nachzählen da sie keine Zeit mehr dazu haben, oder daß sie ihnen in ganzen Städten von Kalifornien den Strom abdrehen weil die Versorgungskompanie die Rechnung nicht mehr bezahlen kann, sind vielleicht etwas andere Probleme! Aber warum ich hier in der Bucht drei Tankstellen habe und davon hat nur überhaupt eine Diesel, und bei dieser ist der Tank leer? Und dann brauchen sie 4 (VIER) Tage um wieder Diesel zu bekommen!

25 Jahre bin ich nun mit dem Boot unterwegs im alten Jugoslawien, in Kroatien, Italien und Malta usw. NOCH NIE habe ich an einer Tankstelle keinen Diesel bekommen! Ich glaube ich bin im tiefsten Rußland gelandet!! Aber man bekommt natürlich schön langsam einen Eindruck warum diese Land nicht fähig ist in einem ICW wenigstens die Fahrrinne genügend Tief zu halten, ebenfalls wird es klar warum der Führerschein mit ein paar Fragen am Computer und ein paar Dollar zu bekommen ist, und warum man für ein Boot überhaupt keinen Führerschein braucht! Wenn dieses Volk hier die selben Prüfungen machen müßte wie wir in Österreich, dann wären die Straßen leer und Boote würde man überhaupt keine mehr sehen!!

Um zu einem Fazit zu kommen, stelle ich mir noch diese Fragen:

1. Warum nennt man den ICW (Intracoastal Waterway) eine "Wasser­straße", wenn man sogar mit einem Boot mit 1, 20 Metern Tiefgang zeitweise auf Grund läuft, und nicht nur hier in den Everglades?

2. Warum ist das Goverment nicht fähig eine Fahrrinne klar von Schäden zu bekommen die angeblich vor fast 12 Jahren von Hurrikan Andrews verursacht wurden?

3. Wenn der ICW schon nicht für Boote mit über einen Meter zum navigieren ist, warum stellt man dann nicht Schilder auf, die Anzeigen das es für Boote über 4 Fuß Tiefgang verboten ist? Es gibt Hunderte Schilder auf einem Häuserblock mit Drohungen für "Abschleppen von Autos" und "Strafen bis 1000.- Dollar" für Mist ablagern usw. aber man ist nicht fähig ein Schild im ICW aufzustellen! Ist es vielleicht auch nur aus dem einem Grund, daß sie die Strafen für das "auf Grund laufen" kassieren können?

4. Warum läßt die Marine Patrol zu, daß man mitten in einem "Wasserweg" duzende Bojen mit Hummerfallen auslegen kann, vor allem, warum wird das nicht bestraft ?

5. Warum gibt es selbst in den engsten Durchfahrten keine Kontrollen oder Regelungen für Geschwindigkeitsreduzierung?

6. Wieso hat noch nie jemand gegen die "Arbeitsweise" von Sea Tow etwas unternommen, da wir sicher nicht die ersten waren die man auf diese Art und Weise betrügen wollte? 

5. Kapitel „Was ist nun Freiheit?“

 Key West, Südlichster Punkt der USA – Kuba, eine Reise wert?

 Key West, Südlichster Punkt der USA

Mittwoch 21. Februar 2001 Ich bin früh auf, da wir 44 SM vor uns haben und ich bei Tageslicht in Key West einlaufen will. Um 0720 gehen wir Anker auf und die Brücke von Boot Key Harbour öffnet uns sofort und wir laufen aus Marathon aus. Um 0750 haben wir den letzten Marker Nr. 1 vom Hafenkanal an STB und setzen die Segel und laufen in den Hawk Channel in Richtung WSW ein. An STB ist die Seven Mile Bridge[6] zu sehen, die ja bereits in vielen Filmen verwendet wurde, unter anderem auch in einem James Bond Film, aber den Titel weiß ich nicht mehr. Der alte Teil  der Brücke, die bei einem Hurrikan zerstört wurde, steht teilweise noch, ein Teil davon war früher nur für die Eisenbahn gebaut worden die nach Key West geführt hat. Bei den abgebrochenen Teilstücken lassen sie nun in diversen Filmen die Autos runterstürzen. Vom Beginn der Brücke sind es noch 45 Meilen nach Key West auf der US1, es wird hier fast jede Adresse nach den Milemarker angegeben, wo dann immer die Meilen angeschrieben sind. Ein ähnliches Verfahren ist es auch mit dem ICW und der ist mit den sogenannten „Statute Mile“[7] immer in fünf Meilen Schritten in der Seekarte angegeben. In der Mitte der Brücke führt der Moser Channel durch und das ist der letzte Durchgang mit einer lichten Höhe von 65 Fuß. Kurz nach der Passage endet innen der ICW mit  „Statute Mile 1200“, theoretisch gibt es weiter westlich noch ein paar Marker und eine noch tiefe Durchfahrt beim Bahia Honda Channel, allerdings ist diese Brücke nur mehr 20 Fuß hoch und nicht zu öffnen, also für Segelboote endet der ICW eigentlich hier. Wenn ich mich nicht täusche, fangen sie bei der Chesapeake Bay mit den Meilen zu zählen an. 

Nachdem ich  bereits eine Stunde vergeblich die Marina Acua gerufen habe, meldet sich nun jemand der auch englisch spricht und er gibt uns die Steg und Platz Nummer durch, wir bekommen Steg C und Platz Nr. 77 und er ist überaus freundlich. Später mußte ich leider feststellen, daß sich sein englisch sehr in Grenzen hält, aber er bemüht sich, leider sagt er auch immer OK, auch wenn er nicht wußte um was es geht!

Um 0630 ist es so weit hell geworden, obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen ist, das ich es riskieren kann in die enge Hafenansteuerung Paso Malo einzufahren. Da das Meer nun total ruhig ist, haben wir kein Problem und ich halte mich mehr an der STB Seite der Einfahrt, da laut Hafenhandbuch an BB eine seichte Stelle ist. Die Strömung im Kanal hält sich in Grenzen und wir laufen, nachdem wir den Kanal passiert haben, nun natürlich genau in die aufgehende Sonne in die Marina ein! Auf dem uns zugewiesenen Platz warten bereits die Leute der Marina und am Funk werden wir mit den Worten:  "Welcome home" begrüßt! Wußte er vielleicht, daß ich vor über 30 Jahren schon mal hier war?

Jede Menge von Customs, Immigration, Agro und wer weiß was noch für Beamte, stehen bereit um unser Boot zu "entern"! Um 0711 machen wir in der Marina Acua in Varadero, nach 92,7 SM fest[8]. Die Beamten "stürzen" sich auf uns und unser Boot, aber mit dem großen Unterschied zu der USA, hier zieht sich ein jeder, sogar die eine Frau, bevor sie an Bord gehen die Schuhe aus! Jede Menge an Papieren wird ausgefüllt, leider niemand dabei der wirklich gut englisch spricht, vor allem wenn es um irgendwelche Dinge geht die sie erklären sollten, dann verstehen sie überhaupt nichts, oder besser gesagt, sie wollen nichts verstehen! Die Beamtin von der "Agro Abteilung"[9] erklärt mit Händen und Füssen, nachdem wir wahrheitsgetreu angegeben haben, Eier und bereits marinierte Steaks, im Kühlschrank zu haben und daß die Einfuhr dieser Dinge verboten ist. Wenn ich sie nicht abgegeben hätte, wäre sie sogar bereit gewesen sie zu plombieren, aber wer will schon wochenlang zwei Rindsteaks und Eier plombiert in seinen Kühlschrank haben? Mit langen spitzen Fingern mit lackierten Fingernägeln, wurden die Steaks aus der Marinade gefischt und in ein paar Plastiksackerln verpackt und verschwanden mit den Eiern in ihrer Aktentasche und kurz darauf verschwand auch die Beamtin von der Agroabteilung! Wie wir Kuba dann noch genauer kennengelernt haben, denke ich, die Steaks wurden nicht sehr alt, und sicher nicht vernichtet! 

Kurz nachdem wir wieder am Boot sind und unser Dingi und Außenborder verstaut hatten, nähert sich ein total verrostetes Motorboot und als sie näher kommen, wobei sie uns fast gerammt hätten, sahen wir wieder unser "Freunde" von der Coast Guard! Einer wollte sogar das Boot an unserem Solarpaneel abhalten, ich konnte es mit einem "dezenten" Aufschrei gerade noch verhindern, daß er uns die Halterung verbogen oder abgebrochen hätte! Die uns nun schon bekannten Soldaten entern unser Boot und meinten, daß sie mit uns reden müßten. Reden ist gut, einer kann ein wenig, der andere gar kein Englisch, aber wir versuchten uns halt zu verständigen, was ich noch von meinem Spanisch konnte, dürfte in Kuba anscheinend nicht bekannt sein, aber es gab ja auch noch Hände und Füße!

Man fragte mich ob, wir mit dem Dingi an Land waren, was ich wahrheitsgetreu bejahte. Nun versuchte er mir zu erklären, daß es strengstens verboten ist mit dem Dingi an Land zu fahren und das Boot allein zu lassen, allerdings dürfte ich auch nicht Gabi allein an Land bringen zum Einkaufen und am Boot bleiben. Er war der Meinung, da wir ja auch nicht in ein Restaurant zum Essen an Land fahren durften, daß wir, wenn wir z.B. Brot kaufen wollten, um die Halbinsel Hicacos, auf der Varadero liegt die 25 SM rundherum fahren müßten und uns in die Marina legen und 20.- Dollar für die Nacht zahlen um einkaufen zu gehen!!

Ich sagte ihm, daß er das nicht im Ernst meinen könnte, aber das verstand er nicht, oder wollte es nicht verstehen. Er wiederholte nur immer wieder: "No Dingi", "No Dingi"!! Wir dürfen nicht an Land, nur zu unserer eigenen Sicherheit! Aber wir hatten eigentlich keinerlei Unsicherheit verspürt, als wir an Land waren!

Donnerstag Morgens gehen wir um 1035 Anker auf und probieren unsere Sturmfock als Klüver am zweiten Vorstag aus. Ich weiß nicht, ob es viel bringt, aber wir kommen mit nicht mal 2,5 Knoten Fahrt bei der Wende sogar durch den Wind und die Genua kommt auch trotz zweiten Vorstag rüber. Haben einen angenehmen Segeltag und ich mache von den beiden Vorsegel etliche Fotos. Um 1725 legen wir uns wieder am Ende von Hicacos vor Anker[10]. Gabriela macht uns das Huhn im Backrohr und obwohl es klein ist, war es das zähste Huhn was wir bis jetzt gegessen haben, entweder es ist Marathon gelaufen, oder an Altersschwäche gestorben! 

Die Amerikaner brauchen ja nicht nur eine Erlaubnis um nach Kuba zu reisen, sondern dürfen offiziell in Kuba kein Geld ausgeben! Somit kann kein Amerikaner seine Kreditkarte hier verwenden und er darf, wenn er in die USA wieder einreist, ja keine Rechnung an Bord haben die beweisen würde, daß er in Kuba Geld ausgegeben hat, man würde ihn sofort bestrafen und wahrscheinlich sogar mit Gefängnis. Um das zu verstehen oder zu erklären wie nun ein Amerikaner in Kuba für vier Wochen in der Marina stehen kann wenn es pro Tag 20.-$ kostet genügt nicht mal „IIII“. Wir vertrottelt muß eine Regierung sein, die dann beim retour kommen eines amerikanischen Bootes annimmt, daß jede Yacht von Kuba eingeladen wurden und Gratis in der Marina liegen durften, oder wie sollen sie das geschafft haben ohne einen Dollar auszugeben mehrere Wochen in Kuba zu verbringen, wenn schon das Visa pro Person 25.- $ kostet? Um das erklären zu können, bedarf es sicher mehr als vier „I“! 

Mittwoch 4. April 2001 Morgens relativ laut am Chartersteg und ich zahle gleich die Marina, für den einen Tag mit Gebühr für Ausklarieren kostet es 38.- Dollar. Dann kommt ein spezial Trupp von 8 (acht) Mann hoch und Hund! Sie sind zwar sehr freundlich und ziehen sich gleich die Schuhe aus, aber dafür durchsuchen sie ca. 3,5 Stunden das Boot. Diese Prozedur zu beschreiben würde allein ein Buch füllen. Nachdem der Hund unter Deck und dann an Deck zigmal durch und über das Boot gelaufen ist, fangen zwei Mann, mit zwar total neuen und sauberen Overalls durch unser Bett zu kriechen und alles auszuräumen, sie schauen in alle Kästchen und Schapps und in unsere Bücher, die sie teilweise sorgfältig durchblättern. Einer ist an Deck und räumt die Kiste am Vorschiff aus, er muß sie dreimal wieder aus und einräumen um wieder alles zu verstauen, Gabi wundert sich immer wieder, wie es mir gelingt etwas zu verstauen, ich war schon Spezialist bei unserem Kofferraum bei der Fahrt nach Kroatien.

Die zwei Mann unter Deck sahen die Sache bereits etwas lockerer und nachdem sie auf einer Minidisc Bob Marley entdeckt haben, ersuchen sie mich es zu spielen und verbringen dann die Zeit eher mit Musik hören, als wirklich ernsthaft etwas zu suchen. Allerdings findet der eine in einem Kästchen den Flugsimulator über die "Kubakrise" die ich schon lange gesucht, aber nie gefunden habe. Sie wollten natürlich wissen was es ist und wie es funktioniert, ich konnte es ihnen aber ausreden, es am Computer vorzuführen. Der etwas klein geratene Mann der das ganze Deck und die Backskisten im Cockpit umgedreht hatte, bekam den Wasserschlauch und die Seile nicht mehr in unseren hinteren Stauraum rein, somit mußte ich alles noch mal umschlichten, was mich nicht gerade begeisterte. Noch weniger war ich begeistert, als er auch noch in den Motorraum will und wir alles vom Niedergang wegschlichten mußten, damit er in den Motorraum kriechen konnte. Dort räumte er unsere Werkzeugkisten aus und die ganzen Maschinen, wie Fräser, Stichsäge, Bohrmaschinen usw. hervor. Natürlich konnte er das Ganze nicht mehr richtig verstauen und somit mußte Gabi auch reinkriechen um alles wieder Seegangssicher zu verstauen und anzubinden.

Auf meine Frage ob diese Prozedur etwas mit meinen Brief an den Kommandanten und Direktor zu tun hat, meinten sie "nein", einmal kommt man dran ein anderes mal nicht, das ist reiner Zufall! Zum Abschluß bringt der "Wächter des Stempels" und einer von den Immigrations den Reisepaß und die Schrotflinte mit der Munition wieder zurück. Wieder ein Haufen Papiere zum unterschreiben und dann wollen sie von mir 20.- Dollar kassieren. Nun bin ich wieder nahe am durchdrehen und werde wieder mal lauter. Ich frage wofür? Man versucht mir zu erklären, daß es die Zoll Gebühr ist, die ich zu bezahlen hätte. Ich bin etwas verärgert und sage ihnen, daß ich bereits beim reinkommen, 20.- Dollar bezahlt hätte und dafür noch keine Bestätigung bekommen habe und schon gar nicht zurück! Ich sage ihnen, daß ich nicht daran denke noch irgendwas zu bezahlen! Nachdem dann beide etwas in spanisch diskutierten, gehen sie, nachdem sie mir die Ausreisepapiere gegeben haben ohne etwas zu kassieren von Bord. Diese Art von Betrug und Versuch sich Geld zu machen, hasse ich am meisten und ich bin froh, daß wir dieses Land wieder verlassen, da lobe ich mir doch wirklich, das alte Jugoslawien, die waren wesentlich cleverer dabei, sich privat etwas "Kohle" zu machen! Vor allem, brachten sie dafür in irgend einer Art und Weise auch eine Leistung dafür, und für diese "Erleichterungen", egal in welcher Form, bezahlte man gerne mit etwas "Bakschisch"! Hier versucht man den Touristen wirklich für blöd zu verkaufen und in jeder Richtung zu betrügen! Natürlich wartet man auf der Mole bis wir unsere Seile losgemacht haben und abfahren, und es wurde durch diese Aktion 1415 bis wir endlich ablegen können!

[1] Position 25°29' N - 80°12' W

[2] Seekühe

[3] Position 24°58'2 N - 80° 37'53 W

[4] Leicht auf Grund

[5] Hart auf Grund

[6] Wie der Name schon sagt, sieben Meilen lang.

[7] Eine Statute Miles = 1,6 km

[8] Position 23°07,9N und 81°17,9W

[9] Betrifft Einfuhr von Pflanzen und Lebensmittel

[10] Position 23°11,2 N und 81°08,3 W


 Key of Life Co.Ltd. Sailing Club ANKH - Erich Beyer, Dir. Postfach 377 A-1140 WIEN - AUSTRIA - zuletzt aktualisiert: 18.01.2009 08:15