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 „Florida mit viel Problemen“

 Januar bis Mai 2000

Die Folgenden Leseproben sind bereits Auszüge aus meinem Buch, dem 1. Teil von „Unter dem Key of life“ mit dem Untertitel “Weltumsegelung, der 3. Versuch”

 2. Kapitel „Das Projekt“

 Die erste Fahrt - Keine Fracht durch Streik – Der Mast steht – Die ersten Gäste

Visa Probleme – Zylinderkopfdichtung – Wieder nach Wien

 Am Samstag den 5. Februar 2000 war es dann soweit wir gingen um 1310 ab vom Steg und wir drehten relativ problemlos, da fast kein Wind war, im Marathonkanal um, der ja nicht viel breiter war als unser Boot lang war. Ich hatte mir provisorisch eine Pinne gebaut um unseren „Stein“ durch den New River steuern zu können und im Cockpit ein Brett aufgelegt um darauf sitzen zu können. Geir kam mit uns um uns zu helfen und uns durch den New River zu lotsen. Er hatte ja schon genug Erfahrung und da wir ja noch keinen Mast hatten konnten wir ja durch fast alle Brücken durchfahren und nicht auf das öffnen warten müssen, aber das war nur Theorie, denn es waren eine ganze Menge an Booten unterwegs und somit auch vor und hinter uns auf die man aufpassen mußte und viele, speziell die kleinen Motorboote fuhren wie die Idioten zwischen den Booten herum.

Die erste Brücke ist eigentlich die 84th Street mit einer lichten Höhe von fast 20 m, für uns kein Problem, nur stand auch in unserem neuen Chartbook noch immer Bridge under construction[1] allerdings war sie bereits seit sieben Jahren fertig gebaut und für diese Karten bezahlt man um die 60.-$! 

Als wir wieder in der Marina sind, macht uns ein Angestellter darauf aufmerksam, daß wir uns auf einen anderen Liegeplatz umlegen müssen. Wir sollen auf die gegenüber liegende Seite auf Platz 19 gehen. Ich nehme an, daß wir nicht schön genug waren und wir gleich nach der Haupteinfahrt der Marina lagen und unser Boot mit dem Deck im Umbau und mit der silbernen Plane abgedeckt und ohne Mast keinen guten Eindruck auf Gäste der Marina machte. Es war eigentlich eine Frechheit, denn das Sprichwort "Nomen est omen" dürfte hier sicher nicht zutreffen, denn sie heißt zwar "Royale Palm Marina"! Aber es mögen die Palmen vielleicht königlich sein, sonst aber sicher nichts! Es gibt in Kroatien und überall auf der Welt Marinas die unter jeder Kritik sind, aber dafür wenigstens nicht teuer, hier in Amerika ist es die Ausnahme! Teuer und unter jeder Kritik!! Wenn man den Liegeplatz täglich nehmen würde, kostet es pro Tag 43 $ (ca.600.-) wir bezahlen für ein Monat 863$ ( ca. 12.000.- ATS) Strom ist extra zu bezahlen und das ist angeblich noch günstig! Es gibt hier 70 Liegeplätze für Boote bis zu 22 Metern, also wenn man mal annimmt das nur zwei Personen am Boot sind könnten schon mal mehr als hundert Personen in der Marina sein und für die gibt es für Männer und Frauen je "ein" WC und eine Dusche! Die Elektroinstallation ist fürchterlich, die Kabel hängen wild umher und jedes Marktamt in Österreich würde diesen Betrieb sofort schließen. Hier darf man aber für 400.- ATS pro Tag nicht mehr erwarten, dafür sind Kakerlaken in jeder Größenordnung mit inbegriffen, im tiefsten Kosovo ist es sicher nicht anders und ich muß reuig gestehen, daß ich über Marinas in Kroatien nichts mehr böses sagen kann. Hier hat man erst ein Service zu erwarten wenn man Millionär ist, und nur dann erst ist man gerne gesehen! Wir hoffen unsere Arbeiten so schnell wie möglich hinter uns zu bringen, denn "alt" werden wollen wir in diesem Land sicher nicht! Ein Sprichwort trifft für Florida sicher zu: "Außen hui, innen Pfui!" Hier darf man sicher nicht hinter die Kulissen blicken, denn sonst kann einem Amerika gestohlen bleiben, und so gesehen sollten so manche Meldungen die von hier aus über Österreich gemacht wurden unterlassen werden und man sollte mal ins eigene Land reinschauen. 

Als wir in die Marina zurück kommen ist die Hölle los, jede Menge Polizei, Sheriff, Feuerwehr und Rettung sind in der Marina und wir erfahren natürlich bald was passiert ist. Am Ende der Marina ist ein kleines Becken neben dem Kanal wo die Fischer liegen und ein kleines Segelboot wo ein ehemaliger POW[2] von Vietnam darinnen liegt, er ist einer der vielen Alkoholikern die wir in diesem Land getroffen haben und etwas wirr, was aber auf seinen Aufenthalt in Vietnam zurückschließen läßt. Dieser hatte sich mit einem anderen Alkofix ca. 50 Jahre alt ausgemacht, daß er zu ihm an Bord kommen sollte um sich ein Football Spiel anzusehen, es gibt natürlich auch Kabelfernsehen in der Marina wenn man dafür bezahlt. Als sein Freund bereits länger als eine Stunde überfällig war ging er um ihn zu holen, dabei fand er ihn tot zwischen den Fischerbooten wo er, natürlich bereits auch wieder besoffen reingefallen ist. Die Untersuchungen und Befragungen der Polizei dauerten noch bis spät in die Nacht. 

Zwei Plätze weiter hat ein kleines, ca. 27 Fuß großes Segelboot angelegt das von Kuba gekommen ist, mit zwei jüngeren Männern an Bord. Unmittelbar danach kommen Zoll, Polizei und Drogenfahndung mit zwei Kleinbussen an und fangen an das Boot von vorne bis hinten zu durchsuchen und auseinander zu nehmen. Im Schnitt laufen an die acht Leute am Boot herum inkl. einen Drogenhund und stehen sich gegenseitig im Weg herum. Nach zwei Stunden sind sie fertig und haben ihr Erfolgserlebnis, ich kann es fast nicht glauben, sie haben zwei Kokosnüsse beschlagnahmt die von den beiden von Kuba mitgebracht wurden, und das ist natürlich strafbar und sie müssen mitfahren und ein Ticket bezahlen!

Der nächste Schock kommt mit zwei SMS von Österreich, zwei unserer Clubmitglieder, Michael und Rene haben bereits fix ihren Flug gebucht! Ich bin wieder nahe am durchdrehen, ich hatte ihnen nicht nur mit SMS sondern auch in mehreren Email gesagt sie sollen damit noch warten bis sie von mir grünes Licht bekommen und wir fertig sind. 

Visa Probleme

 Am Dienstag den 18. April 2000 kommt das nächste größere Problem auf uns zu. Als ich mit der Crewliste bei den Immigration in Port Everglades, den Hafen von Ft. Lauderdale war um unsere Gäste eintragen zu lassen, erfahre ich von ihnen, daß wir am 2. Mai die USA verlassen müssen! Was ich schon am Beginn angekündigt habe ist eingetroffen, unser Visa waiver ist nur für 90 Tage gültig und auch nicht zu verlängern, Ausnahme nur wenn man einen Unfall hat und im Spital liegt, sonst keine Chance. Um keine Ausrede zu haben steht es auch auf der Rückseite des Visa waiver nochmals aufgedruckt. Warum dies das blöde Weib in der amerikanischen Botschaft in Wien nicht wußte ist auch eines der vielen Rätsel des Micky Maus Landes. Ich versuche natürlich dort zu streiten und spreche mit dem obersten Beamten aber alles vergeblich. Meine Argumente, daß mir die amerikanische Botschaft in Wien die falsche Auskunft gegeben hatte interessierte in auch sehr wenig und er meinte nur, daß sie es nicht gewußt hatte, es aber so ist! Als ich fragte was nun passiert wenn ich nicht gehe und ob ich dann erschossen werde, meinte der Beamte nur, es wird eine Strafe geben und ich kann sofort ausgewiesen werden und eines kann ich mir sicher sein, ich brauche nie wieder um ein Visa ansuchen, da ich nie mehr eines bekommen werde! Das Beste an der Sache war allerdings, unser Boot hat ein Permit für ein Jahr und kann ohne Probleme im Land bleiben, nur wir müssen raus! 

ca. neun Seemeilen vor der Hafeneinfahrt von Miami fängt der Motor unruhig zum laufen an. Ich checke alle Dieselleitungen und kann aber keinen Fehler finden, aber ich befürchte schlimmstes und wir Motoren weiter, denn wenn ich jetzt wieder umdrehe würde das sicher von meiner Crew nicht verstanden werden und ich war ja auch froh endlich unterwegs zu sein. Um 1617 fallen die Touren auf 2200 UPM zurück, allerdings stimmte das nicht wirklich mit den echten Touren überein, den der Tourenzähler war von Nick falsch angeschlossen worden und es waren eigentlich weniger. Ein nochmaliger Check im Motorraum ließ keinen Fehler entdecken, aber der Motor nahm keine größere Tourenzahl mehr an, ich hütete mich aber mit den Touren zurück zu gehen, da ich fast mit 100% Sicherheit wußte, daß der Motor abstirbt und nicht mehr anspringen würde. Zum Gegenteil vom Micky Maus Land, muß man in Österreich was lernen wenn man KFZ Mechaniker ist.

 Wir waren nur mehr eine Sm von der Küste weg und sahen schon Miami Beach und die vielen Wolkenkratzer dahinter aber wir hatten noch vier Sm bis zur Hafeneinfahrt und ich wollte gar nicht daran denken was passiert wenn mir gerade bei der Einfahrt der Motor verreckt! Mit viel „Bauchweh“ passierten wir um 1705 die Hafeneinfahrt von Miami und ich muß sagen, normalerweise war es immer ein Erlebnis, das erste Mal in einen Hafen einzufahren und die Skyline zu bewundern, diesmal hatte ich eher nur den Motor im Sinn und keine Muße mir die Gegend anzusehen, und ich glaube das es auch meine Crew nicht richtig genießen konnte. 

Am Mittwoch den 26. April 2000 erfahre ich von Claus die Diagnose von unseren Motorteilen, was er mal soweit sagen konnte ohne einer speziellen Reinigung der Zylinder wo man dann erst den Zustand der Innenwände sagen kann. Es sind zwei Ventilstößel verbogen, eine Ventilfeder gebrochen und die Zylinder an sich noch gut, aber ein Zylinderkopf muß ersetzt werden. Claus muß erst einen alten Motor zerlegen um eventuell einen gebrauchten Kopf zu bekommen, neu würde ein Zylinderkopf 1400.-$ kosten! Er verspricht mir die Teile zu einem vernünftigen Preis zu reparieren damit ich sie wenn wir wieder von Wien zurück sind, sie gleich wieder einbauen kann. Im Reisebüro noch immer kein vernünftiger Flug zu bekommen, außer wenn man so umständlich und teuer wie unsere Gäste fliegen will, und selbst das ist im Augenblick nur mit einer Übernachtung dazwischen möglich! Anscheinend dürften alle über die Ostern in der USA und Europa unterwegs sein.

 Wir erledigen am Montag sofort alle Angelegenheiten für das Visa. Auskünfte über Visa kosten per Telefon in der amerikanischen Botschaft pro Minute 23.- ATS und die Gebühr von 630.- für das Visa wird nicht zurückerstattet falls es abgelehnt wird. Alleine die Fragen auf dem Formular zum Ansuchen des Visas zeigt die Intelligenz dieses Volkes, hier einige der Fragen:

„VERSUCHEN SIE, IN DIE VEREINIGTEN STAATEN EINZUREISEN, UM GEGEN AUSFUHRBESTIMMUNGEN ZU VERSTOSSEN, ODER SICH AN SUBVERSIVEN, TERRORISTISCHEN ODER ANDEREN GESETZESWIDRIGEN AKTIVITÄTEN ZU BETEILIGEN?“

oder :

„SIND SIE EIN MITGLIED EINER TERRORISTISCHEN ORGANISATION?“

und es gab auch die Frage:

„SIND SIE ZUHÄLTER ODER PROSTITUIERTE?“

alle jene würden das ja auch sofort mit JA beantworten. Jedenfalls bekommen wir unser Visa für die nächsten zehn Jahre wonach wir nun beliebig oft aus und einreisen dürfen.

[1] An der Brücke wird noch gebaut.

[2] POW: Prisoner of war - Kriegsgefangener


 Key of Life Co.Ltd. Sailing Club ANKH - Erich Beyer, Dir. Postfach 377 A-1140 WIEN - AUSTRIA - zuletzt aktualisiert: 18.01.2009 08:15